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16.09.21 –
Thomas von Sarnowski, der neue Landesvorsitzende von Bündnis 90 / Die Grünen, hat bei seiner Tour in den Landkreis Regen auch Viechtach besucht. Der Grünen-Kreisverband, vertreten durch Gerd Winklbauer, Eva Bauernfeind und Martin Lippl, hatte den Jungpolitiker zu einem Gespräch über Mobilität auf dem Land eingeladen. An der Runde am Viechtacher Bahnhof nahmen der Go-Vit-Vorsitzende Wolfgang Schlüter, die Jugendratssprecherin Teresa Raith und MdB Erhard Grundl teil. Gleich zu Beginn stellte Sarnowski fest: „Wer sich wirklich zum ländlichen Raum bekennt, der bekennt sich zur Schiene!“ Dass in der Vergangenheit viele Bahnstrecken, u.a. Viechtach-Blaibach, stillgelegt worden sind, sei eine grobe Fehlentwicklung, verschuldet auch von der bayerischen Staatsregierung. Ziel der Grünen sei eine Reduzierung des Autoverkehrs mittels eines massiven Ausbaus des öffentlichen Nahverkehrs und der Radwege-Infrastruktur sowie anderer Modelle wie z.B. gemeinsame E-Auto-Nutzung. In seinem Heimatlandkreis Ebersberg gebe es ein Carsharing-Modellprojekt.
Bei seinem Überblick über die Aktivitäten des Mobilitätsfördervereins Go-Vit betonte Wolfgang Schlüter: „Der Landkreis Regen hatte in der Vergangenheit einen miserablen ÖPNV!“ Erst mit der Wiederbelebung der Waldbahnstrecke Gotteszell-Viechtach habe sich einiges getan, unter anderem wurden die Rufbusse eingeführt. Beim Kampf für die Reaktivierung habe Go-Vit auf das jahrelange Engagement des Wanderbahnvereins aufbauen können: „Der hat die Strecke seit 1991 am Leben erhalten!“ Auch einzelne Personen wie Brigitte Baueregger, Harald Brem oder Helmut Brunner würden sich schon seit Jahrzehnten für die Wiederbelebung einsetzen. Nach anfänglichem, teils heftigem Widerstand in den Anliegergemeinden setzen sich immer mehr Kommunalpolitiker für die Bahn ein. MdB Erhard Grundl erwähnte die von ihm im September 2020 initiierte überparteiliche Gesprächsrunde, die klar gezeigt hatte, dass die Region und ihre Politiker geschlossen hinter der Waldbahn stehen. Hier konnte sich Martin Lippl einen Einwurf nicht verkneifen: „Aber die regionalen Abgeordneten von CSU und FW haben es nicht geschafft, ihre Fraktionen in München zu überzeugen!“
Wenn auch die Waldbahn Gotteszell-Viechtach nach dem Ende des Probebetriebs mindestens noch zwei Jahre bis zum Ergebnis der Verkehrsverbundstudie weiterlaufen kann, gebe es noch keine Garantie für den Weiterbestand, betonte Schlüter. Die Bahn solle nicht nur für Touristen und Ausflügler attraktiv sein, sondern auch für Berufs- und Alltagspendler. Lange Fahrzeit, mangelnde Anbindung sowie Lücken im Stundentakt seien verständlicherweise für viele abschreckend. Große Hoffnungen setzt er auf das Nahverkehrskonzept des Landkreises, das derzeit in Arbeit ist. Schlüter plädierte auch für das kühne Entwerfen neuer Ansätze, wie etwa den Begegnungspunkt auf der eingleisigen Strecke nach Gotteszell zu verlegen und die Graflinger Schleife abzukürzen: „Wenn man den Ausbau der B11 sieht, der viele Millionen gekostet hat, ist dieser Gedankengang nicht abwegig!“ Großräumige, barrierefreie, elektrifizierte Shuttles mit W-LAN-Netz seien wünschenswert, war er sich mit Sarnowski einig.
Die Frage von MdB Grundl, ob eine höhere Geschwindigkeit zu Lasten der touristischen Attraktivität gehen würde, verneinten alle Anwesenden. Sarnowskis Plädoyer für regionale und überregionale Verkehrsverbünde wurde durch Grundl bekräftigt: „Es muss eine Verzahnung von Bahn und Bus geben, und es muss praktisch sein für die Leute!“ Wie es speziell jungen Leuten ohne Auto in der Region geht, fragte er die Jugendratssprecherin Teresa Raith. Die begrüßte den hohen Fahrkomfort sowie die Möglichkeit für Jugendliche, mit der Waldbahn mobil zu sein, bemängelte aber neben der langen Fahrzeit die hohen Ticketkosten und die zeitliche Beschränkung des Jugendfreizeittickets. Der Weg zur Schule, zum Ausbildungsplatz, per ÖPNV sei für viele schwierig ohne „Elterntaxi“. Nachtfahrten und bessere Anschlüsse würden die Bahn fürs Ausgehen attraktiver machen. Ein großer Fortschritt wären sichere, möglichst videoüberwachte Fahrradstellplätze an Bahnhöfen sowie die Mitnahmemöglichkeit von mehr als sechs Rädern in der Bahn. Grünen-Kreisvorsitzender Gerd Winklbauer, ein bekennender „Berufsradler“, forderte, bei Straßenbauplanungen stets auch den Radverkehr als gleichberechtigt mit einzubeziehen. Die Wunschliste baute Thomas von Sarnowski, dessen „Dienstlimousine“ ein E-Bike ist, noch aus: Auch in Bussen sollte die Mitnahme von Fahrrädern normal sein. Überhaupt sollte, wie die Grünen von jeher fordern, der gesamte öffentliche Nahverkehr massiv zu Mobilitätsketten ausgebaut werden: „Das 1000-Fahrgastkilometer-Kriterium ist nicht gottgegeben, es ist willkürlich!“ Bundespolitiker Grundl bekräftigte, der politische Wille zu einer Mobilitätstransformation werde auf allen Ebenen benötigt: „Bei den Grünen ist dieser Wille da!“
Kategorie
Bündnis 90 / DIE GRÜNEN
Kreisverband Regen
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