Stellungnahme zur Resolution des IHK-Gremiums Regen „zur Ertüchtigung und zum weiteren Ausbau des Straßennetzes

31.12.21 –

Wir teilen die Meinung des IHK-Gremiums, dass die wirtschaftliche und touristische Entwicklung im Landkreis Regen wesentlich von der Verkehrsinfrastruktur abhängt. Dass die Verknüpfung von Schiene und Straße in der Region nur wenig ausgeprägt ist, ist sehr bedauerlich, darf aber nicht einfach so hingenommen werden. Der IHK-Prognose, „dass die Hauptlast beim Personen- und Güterverkehr weiterhin die Straßen zu tragen haben werden“, widersprechen wir entschieden, ebenso dem Zusatz, dass dies „selbst für den öffentlichen Personenverkehr“ gelte. Eben der jahrzehntelang praktizierten Vernachlässigung des Schienenverkehrs – gipfelnd im Abbau der Eisenbahntrasse Viechtach-Blaibach und im endlosen Kampf gegen die Einstellung der Strecke Viechtach-Gotteszell – wollen wir doch endlich etwas entgegensetzen.

Wir sind für den Erhalt und die Ertüchtigung des bestehenden Straßennetzes (und der Brücken, siehe vordringlich Riedbachbrücke!). Doch wir sind gegen überdimensionierte und unnötige Planungen wie den (vorerst verhinderten) Riesenkreisel auf der B85 bei Viechtach. Die IHK Regen fordert konkret „1. Ausbau der B 11 zwischen Deggendorf und Grafling, 2. Kreuzungsausbau der B 85 auf Höhe Viechtach / Erneuerung der Riedbachbrücke, 3. Realisierung der Ortsumfahrungen Ruhmannsfelden und Schweinhütt, 4. Fertigstellung der Ortsumgehung Kirchberg im Wald“. Warum fordert sie nicht „5. Erhalt der Waldbahnstrecke Gotteszell-Viechtach ohne willkürliches 1000-Fahrgastkilometer-Kriterium, 6. aktive Kooperation mit dem Landkreis Regen zur Verknüpfung von Schiene und Straße, 7. Einplanung von Fahrradinfrastruktur bei allen Straßenertüchtigungen“? Warum ermutigt die IHK nicht die regionalen Wirtschaftsbetriebe, sich verstärkt für Gütertransport auf der Schiene, ÖPNV-Boni, Carsharing- und Fahrrad-Anreize für Angestellte, logistische Kooperation regionaler Betriebe, touristische Modelle „Urlaub ohne Auto“ und andere innovative Ideen im Zeichen des Klimaschutzes einzusetzen? Warum sind Ortsumfahrungen noch immer die 0815-Lösung bei Verkehrsüberlastung, die den Verbrauch von Flächen und Ressourcen als unvermeidlich akzeptiert? Fahren Urlaubsgäste in den Bayerischen Wald, weil die Straßen hier dreispurig sind - oder weil die Natur noch teilweise unberührt ist?

Laut unserem Kenntnisstand gibt es bei der IHK durchaus auch „Einzelmeinungen“, die auf Grund der Klimakrise die Notwendigkeit einer anderen Infrastruktur sehen. Sicher ist, dass sich in dem Positionspapier nicht alle 6000 Unternehmen und vor allem nicht alle 35000 Mitarbeiter vertreten fühlen.

Kreisvorstandschaft und Kreistagsfraktion Bündnis 90 / Die Grünen:
Gerd Winklbauer, Nicole Herzog, Laura Amberger, Eva Bauernfeind, Petra Wulff-Werner, Matthias Peschl, Jens Schlüter, Egid Werner, Martin Lippl, Christian Zeitlhöfler