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27.04.14 –

Radioaktivität im Landkreis immer noch ein Thema

Die Auswirkungen von Tschernobyl erleben wir in der Region noch heute. Am 26. April 1986 explodierte in Block 4 des Kernkraftwerks Tschernobyl der Reaktor und setzte eine ganze  Reihe von radioaktiven Stoffen frei, so auch Cäsium-137. Infolge des radioaktiven Niederschlags im Landkreis Regen, hier besonders betroffen die Region rund um Bodenmais und den Arber, sowie der langfristigen radioaktiven Wirkung der Isotope, ist auch heute, 27 Jahre danach, die radioaktive Belastung immer noch ein Thema im Landkreis. So weisen vor allem die Waldböden, die die radioaktiven Isotope gut in der oberen Bodenschicht abspeichern, weiterhin eine hohe Konzentration von Cäsium-137 auf. Daher sind Waldfrüchte, vor allem Pilze und Heidelbeeren, teilweise hoch belastet. So sind auch weiterhin Wildschweine, die eben auch in den oberen Bodenschichten nach Pilzen und Essbaren wühlen, entsprechend belastet. So können Jäger den Becquerel-Wert ihrer erlegten Wildschweine an Messstellen ermitteln lassen. Ist der gesetzliche Grenzwert von 600 Becquerel pro Kilogramm (Bq/Kg) erreicht, ist das Wildschein-Fleisch nicht mehr zum Verzehr zugelassen und muss in einer Tierkörperbeseitigungsanlage entsorgen lassen.  Betroffen waren hiervon im Landkreis Regen im Zeitraum 2008 bis 2012 immerhin noch jedes zweite Wildschwein. Im Landkreis Deggendorf und im Landkreis Freyung-Grafenau sind die Zahlen zwar etwas geringer, doch mit 39,2% (DEG) und 31,7% (FRG) ebenfalls erschreckend hoch. Einzelne Spitzenwerte zeigen, dass die Region nach wie vor unter der Katastrophe von Tschernobyl leidet. Im Landkreis Regen verzeichnete ein Wildschein einen Wert von 9.836 Bq/kg,  im Landkreis Freyung-Grafenau 6.622 Bq/kg. Diese Zahlen entstammen einer Antwort des Staatsministeriums für Umwelt und Gesundheit auf eine Anfrage der Grünen Landtagsfraktion im Frühjahr 2013. Der Umstand der teils hochbelasteten Wildschweine und Pilze in der Region ist der Bevölkerung natürlich hinlänglich bekannt. Bei Pilzen variert die Belastung je nach Sorte und Standort. Maronen und Birkenröhrlinge weisen deutlich höhere Werte auf als Steinpilze oder Pilzsorten, die auf Holz wachsen. Doch auch Heidelbeeren gelten als bedenklich, da diese als "Cäsiumsammler" das im Waldboden frei verfügbare Isotop gern aufnehmen. Stefan Salomon, Mitglied der Grünen und Ex-Landtagskandidat im KV Regen, sammelte daher schon 2012 direkt an der Arberseehochwand eine Probe Heidelbeeren. Das Ergebnis: 217 Bq/kg. Die Untersuchung der Probe nahm das unabhängige Umweltinstitut München e.V. vor. Mit diesem Ergebnis liegt die Probe unter dem gesetzlichen Grenzwert von 600 Bq/kg für Cäsium-137 in Lebensmitteln und auch unter dem Grenzwert von 370 Bq/kg für Milchprodukte und Kleinkindernahrung. Diese Grenzwerte werden allerdings von unabhängigen Experten in Frage gestellt. So wurden diese Grenzwerte nach der Katastrophe von Tschernobyl eher willkürlich festgelegt. Zudem orientieren sie sich an der mit dem Cäsium-137 niedergegangenen Dosis von Strontium-90. Dieses Isotop ist aus medizinischer Hinsicht aggressiver als Cäsium-137, jedoch schwieriger nachzuweisen. Neueste Untersuchungen kommen nun zum Schluss, dass deutlich mehr Strontium-90 in unserer Nahrung vorliegt als ursprünglich angenommen. Das Risiko, dass die gesetzlichen Grenzwerte daher zu hoch angesetzt sind, ist vorhanden. So empfiehlt auch das Umweltinstitut München einen Grenzwert für künstliche Radioaktivität - bezogen auf das Cäsium 137, von nur noch bis zu 5 Bq/kg für Kindernahrung. So ist der Verzehr auch von Heidelbeeren direkt aus dem Wald eher bedenklich. Stefan Salomon erklärt hierzu: "Generell gilt, dass es keine wissenschaftlich wirklich gesicherte Grenze gibt, unterhalb der Radioaktivität ungefährlich wäre. Deshalb gilt das Minimierungsgebot: So wenig wie möglich Radioaktivität aufnehmen. Auch ist nicht einzusehen, warum diese Grenzwerte einfach höher liegen, als die Grenzwerte, die für japanische Lebensmittel nach Fukushima festgelegt worden sind. Diese liegen bei 50 Bq/kg für Milchprodukte, Säuglings-/Kleinkindernahrung sowie 100 Bq/kg für alle anderen Lebensmittel. " Eine Lösung für verunsicherte Bürger des Landkreises Regen bietet jedoch seit kurzem das Veterinäramt Regen an. So können dort Bürger im Rahmen einer "Beschwerdeprobe" auch Waldfrüchte, also zum Beispiel Pilze und Heidelbeeren, zur Untersuchung auf radioaktive Belastung kostenfrei untersuchen lassen. Einer der ersten, der dieses Angebot genutzt hat, ist Stefan Salomon. Eine zweite Probe Heidelbeeren, diesmal gesammelt Mitte September 2013, direkt am Mittagsplatzl über dem großen Arbersee, wurde vom Veterinäramt Regen untersucht. Das Ergebnis: 139 Bq/kg.  Damit liegt auch dieser Wert deutlich unter den gesetzlichen Grenzwerten. Stefan Salomon: "Würden diese Heidelbeeren allerdings aus Japan stammen, dürften sie nicht  eingeführt werden. Es ist höchste Zeit, dass auch die Tschnernobyl-Grenzwerte drastisch gesenkt werden". Auch entsprechend dem "Minimierungs-Gebot" und der wissenschaftlich noch unklaren Lage, wie sich niedrige Strahlungsdosen langfristig im Körper auswirken, sollte nach Meinung von Stefan Salomon auf einen Verzehr verzichtet werden. "Leider" - wie er hinzufügt, denn frische Pilze und Waldheidelbeeren sind nicht nur ausgesprochen lecker, sondern wären auch sehr gesund. "Erfreulich ist jedoch, dass die Bürger im Landkreis nun die Möglichkeit haben, über das Veterinäramt Regen ihre Pilze und andere Waldfrüchte untersuchen zu lassen. So besteht auch die Chance, bei einer größeren Anzahl von Proben eine Karte zu erstellen, bei der hochbelastete Fundgebiete erkannt werden können" - so Stefan Salomon.

 

Bildunterschrift: Heidelbeeren am Mittagsplatzl, kein ungetrübtes Vergnügen. Foto: Stefan Salomon

 

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